Raseneisenerz

Raseneisenerz aus der Zweenfurther Parthenaue für die Königin Marienhütte zu Cainsdorf

Ein Blick in verstaubte Jahresberichte über das sächsische Hüttenwesen brachte die Geschichte des Zweenfurther Erzreichtums und den Eisenerzabbau in diesem Partheabschnitt ans Tageslicht. Das erschienene Heft “Raseneisenerz für Sachsens Eisenbahn“ enthält Lesenswertes über diese kaum bekannte Erfolgsstory: Zwischen Naunhof und Panitzsch wurden 40 Jahre hinweg zwischen 1852 und 1893 aus einem Grubenfeld von 35 km2 fast 9000 Tonnen Raseneisenerz gegraben. Eine Raseneisenerzpyramide erinnert daran.

Anlass war die Eisenbahngesellschaft, die in ganz Sachsen ein dichtes Schienennetz plante. Doch die Eisenindustrie war veraltet, der Bergbau konnte nicht die Fördermenge mit einem Hau-Ruck vervielfachen. Das Aufkommen an Holzkohle zum Befeuern der Schmelzöfen war am Limit, weil die Forstwirtschaft den Köhlereien schon lange die erforderliche Holzmenge nicht mehr liefern konnte. Die Schienen kamen aus England und Belgien, bis die deutsche Zollunion reagierte und die Importe mit erhöhtem Einfuhrzoll beaufschlagte.  Nun war guter Rat teuer. Es blieb einzig der Weg über neuentwickelte Hochöfen, die mit Steinkohlenkoks beheizt wurden. Und tatsächlich, die Unternehmerfamilie v. Arnim aus Zwickau-Planitz, Besitzer von Steinkohlegruben, Eisenbergwerken und Kalktagebauen, beschaffte sich das notwendige Kapital von einer Leipziger Bank und errichtete im bedeutendsten Steinkohlegebiet Sachsens eine moderne Eisenschmelze, die “Königin-Marienhütte“, mit 4 Hochöfen, die 1840 in Betrieb genommen wurden.

Die v. Arnims waren weitsichtig und wussten, dass sie sich keine Verzögerungen bei Schienenlieferungen an die Bahn erlauben durften und setzten neben bergmännisch geförderten Erzen auf das schon seit Jahrtausenden verhüttete Raseneisenerz. Hier bot sich unser Vorkommen mit 60…82% Eisen- und Manganoxid-Anteil an. Es war schnell ausgegraben und stand immer zur Verfügung. Am Amtsgericht in Brandis wurde die “Friedrich Henning Fundgrube“ mit allen Schürfrechten angemeldet, und so konnten mit diesen Reserven Spitzen bei der Schienen-Bestellung kompensiert werden.

Erleichtert wurde der Abbau dadurch, dass die Eisengräberei parallel mit den Erdarbeiten zur Begradigung der Parthe erfolgte.  Ab 1852 schaffte man das Erz mit Pferdefuhrwerken zur Eisenbahnstation und von da ging es per Bahn direkt in die Königin Marienhütte zu Cainsdorf. Wir waren mit unseren Lieferungen zwar nicht entscheidend, aber wir sind dabei gewesen in den wichtigsten Jahren des Ausbaus eines Schienen-Netzes für die Eisenbahn.

Dr. Matthias Schütze