ein Beitrag von Mathias Bräuer
„150 Jahre Chorgesang in Borsdorf, Panitzsch und Zweenfurth“ titelt eine kleine, aber feine Ausstellung im Hirtenhaus Borsdorf. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens seines Museums, eröffnete der Heimatverein Borsdorf e.V. im Juli eine Sonderausstellung. Unter Federführung von Christine Damm, selbst Chorsängerin aus Leidenschaft, gestalteten die Heimatfreundinnen und -freunde ein erstaunliches Panorama aus Vielfalt und Lebendigkeit des Vereins- und Gemeinschaftslebens von neun früheren Chören dieser drei Gemeindeort. Die im Original erhaltene Vereinsfahne des Gesangvereins „Liedertafel“ Panitzsch ist ein besonderes Geschichtszeugnis des im Jahre 1868 gegründeten Chores und bildet den Mittelpunkt der Ausstellung.
Fahnen wurden zum Symbol für Ehre, Treue und Gemeinschaft, mithin für Verein und Heimat. Mit besonderem Stolz zeigten die Sänger bei Vereinstreffen und Festumzügen ihre prächtigen Vereinsfahnen. Den Blickfang bildete das quadratische Fahnentuch, eingerahmt von güldenen Fransen. Den Frauen des Vereins oblag die besondere Aufgabe, das Motto und den Namen in das Tuch zu sticken. Auf der seidenen Schmuckseite entstanden mit allerfeinsten Materialien neben der Schrift auch wunderbare prachtvolle Motive, die die Einzelanfertigung zum Unikat machten. Schmuckelemente wie Fahnenspitze und Bänder bilden den krönenden Abschluss der Fahne. Doch damit nicht genug. Fahnennägel, zur Fahnenweihe oder zu einem Jubiläum von Gästen verliehen, wurden mit viel Ehre und Stolz angebracht und fortan getragen. Zum Höhepunkt einer Feierlichkeit gehörte das Einschlagen des erhaltenen Nagels im Beisein der Gäste. Nicht nur die individuelle Gestaltung der kleinen Plaketten, sondern auch das Material, aus dem der Nagel gefertigt wurde, soll die Bedeutung des Festes, aber auch des Gastes unterstreichen. Die Stange der Vereinsfahne des Gesangvereins „Liedertafel“ Panitzsch trägt neben ihrer Fahnenspitze 23 Fahnennägel sowie einen Ehrenkranz, welche aus Anlass der Fahnenweihe im Jahre 1885, zum 25-jährigen Vereinsjubiläum 1893 sowie zum 60-jährigen Stiftungsfest 1928 dem Verein verliehen wurden. Auch für den Männergesangverein Borsdorf war die Vereinsfahne Sinnbild der Gemeinschaft. Leider blieb von ihr lediglich die 3,2 m lange Stange erhalten. 25 Fahnennägel, angebracht anlässlich des 25. Vereinsjubiläums am 1. und 2. Juli 1922 sowie am 31. Okt. 1922, trägt ihr Holz. Ihren Platz in der Ausstellung findet diese Fahnenstange an der Seite der Panitzscher Vereinsfahne. Diese kleinen Fahnennägel lassen längst vergangene, vergessene Vereine noch einmal aus dem Dunkel der Geschichte ans Licht treten. Zu ihrer vollständigen Präsentation im Rahmen der Jubiläumsausstellung, setzte sich das Ausstellungsteam daran, den Schatz der kleinen Unikate zu heben. Ferienschülerin Estella Marie Damm war mit Taschenlampe und Lupe unterwegs, die Plaketten zu entdecken und es bereitete ihr viel Freude, die Gravuren zu entziffern. Die Fotografie und Bildbearbeitung jedes einzelnen Nagels realisierte Josef Liedke aus Borsdorf. Umfassend aufbereitet präsentieren sich diese Kleinode auf zwei Schautafeln in der Ausstellung. Die komplett dargestellten Fahnennägel vermitteln uns ein Bild der weitreichenden Beziehungen beider Gesangvereine zu den Chören und Vereinen der umliegenden Orte.
Zum Besuch der Sonderschau lädt der Heimatverein jeden Freitag von 15.00 – 18.00 Uhr ein. Zusätzlich heißt Sie der Verein zu einer Sonderöffnung am Sonntag, den 19. September von 15.00 – 18.00 Uhr herzlich willkommen.
Außerdem kann eine speziell zur Ausstellung erstellte Dokumentation, die auch alle Abbildungen der Fahnennägel enthält, zum Preis von 9,50 € direkt im Museum als auch bei der Post- und Bahnagentur Meike Heinrich im Borsdorfer Bahnhof erworben werden.